Dezember 2023
Die finanzielle Förderung des Projektes durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur endet zum 31. Dezember 2023. Das Projekt ist aber noch nicht beendet, vielmehr gibt es weiter noch unheimlich viel zu tun. Etliches Archivmaterial in Thüringen muss noch ausgewertet werden. 2023 haben wir – genauer gesagt der Projektkoordinator – zahlreiche Staatsarchive, Kreisarchive und Stadtarchive in Thüringen besucht und die dort vorhandenen Dokumente nach Informationen zu den Heimorten in Thüringen gesichtet.
Mit vielen ehemaligen Heimkindern, die sich beim Projekt gemeldet haben, konnten Informationen ausgetauscht werden, die auch in die Datenbank einfließen werden. Ohne die Betroffenen wäre dieses Projekt nicht möglich und würde auch an seiner Bedeutung verlieren. Daher versuchen wir diese immer mit einzubinden und ihnen ein Ohr zu schenken.
Die Archivrecherchen im Dezember 2023 führen ins Hauptstaatsarchiv Weimar und ins Kreisarchiv Schmalkalden-Meiningen. In Weimar konnte bisher nur ein Bruchteil der Bestände und Dokumente mit Informationen zu den Heimorten eingesehen werden.
Der neue Flyer ist da! Hier kann dieser angesehen und heruntergeladen werden.
Am Ende eines geförderten Projektzeitraumes steht die Abrechnung des Projektjahres und die Dokumentation an, die auch noch einmal einiges an Arbeitskraft, auch im Bürgerkomitee (als Träger des Projektes) bindet.
November 2023
Die „Fotoreise“ führt nach Gera, wo bei dieser Gelegenheit ein Zeitzeugeninterview geführt wird. Im Staatsarchiv Greiz werden vor allem Unterlagen der frühen DDR (1945-1952) im Bestand des Kreisrates des Landkreises Greiz gesichtet.
Oktober 2023
Die „Fotoreise“ führt nach Gera. Archivrecherchen im Kreisarchiv Sömmerda. Das Projekt macht sich Gedanken zu einem neuen Projektflyer als Teil der Öffentlichkeitsarbeit.
September 2023
Die Projektbearbeiter gönnen sich eine kleine Verschnaufpause im „Sommerurlaub“. Zuvor wird in den Räumen des Bürgerkomitees des Landes Thüringen e. V. in Zella-Mehlis ein Zeitzeugeninterview mit einem ehemaligen Heimkind geführt. Am Ende des Monats werden die Recherchen im Kreisarchiv Sömmerda fortgesetzt.
August 2023
Die „Fotoreise“ führt nach Erfurt, Hohenleuben, Triebes und Schloss Burgk. Die Archivrecherchen im Stadtarchiv Erfurt, Kreisarchiv Sömmerda und Staatsarchiv Rudolstadt werden fortgeführt.
Wer sich weiter im Internet über Heimerziehung und Heimorte informieren will, kann dies auf der Website Blackbox Heimerziehung tun, dort gibt es mittlerweile auch eine digitale Blackbox zum Informieren.
Juli 2023
„Fotoreisen“ nach Gera und Altenburg im Zusammenhang mit einem Zeitzeugeninterview.
Im Stadtarchiv Erfurt werden zunächst die Einwohnerbücher von 1948 und 1950 und die Telefonbücher 1947, 1948, 1954, 1961, 1963, 1965 für die Stadt Erfurt gesichtet. Darin enthalten sind zahlreiche Hinweise zu noch nicht auf unserer Karte erfassten Kinderheimen. Diese Kinderheime bestanden teilweise nur wenige Jahre und wurden von der evangelischen und katholischen Kirche, aber auch der Stadt Erfurt verwaltet. Vor allem Waisenkinder waren am Ende der 1940er Jahre dort untergebracht. Einige Beispiele für diese Heime, die noch in die Datenbank eingepflegt werden müssen: Städtisches Kinderheim Cyriaksburg, Stadt-Kinderheim Waldheim, evangelisches Kinderheim am Hospitalplatz 15a, die evangelischen Waisenhäuser Augustinerstift 10 und Martinsstift, das Auffangheim „An der Stadtmünze“, Johanneskinderheim und viele mehr. Beinah 20 noch nicht bekannte Heime sind bei diesen Recherchen ausfindig gemacht worden, zumindest dem Namen nach. Nähere Informationen zu den konfessionellen Heimen werden vermutlich in den Kirchenarchiven zu erwarten sein. Nutzungsanfragen an die kirchlichen Archive wurden bislang nicht beantwortet.
In weiteren Quellen im Stadtarchiv Erfurt finden sich Hinweise zu Heimen außerhalb der Stadt: Landesaufnahmeheim Bad Köstritz, Kinderdorf Wilhelmsthal, Kinderheim Tabarz, Jugendwohnheime Gera und Jena, Kinderheim Molsdorf, Spezialkinderheim Uhlstädt und viele mehr. In den Quellen deutet sich an, dass die Heime in der zweiten Hälfte der 1940er-Jahre und zu Beginn der 1950er-Jahre heillos überbelegt waren.
Im Staatsarchiv Rudolstadt trifft der Projektbearbeiter die Bearbeiterin des Projektes DENKOrte, Stefanie Falkenberg, die dort zum Jugendhaus Hohenleuben recherchiert. Gemeinsam tauscht man sich zu den Quellenfunden aus. Es finden sich Hinweise zum Kleinstkinder-Dauerheim „Geschwister Scholl“ in Stadtroda, zum Kinderheim Dürrenbach, zum Hilfschulheim Bad Blankenburg und Kinderheim Greiz, aber auch zu entwichenen Jugendlichen aus den Kinderheimen und Jugendwerkhöfen des Bezirkes Gera. Die Recherchen werden fortgesetzt.
Juni 2023
Die „Fotoreise“ führt nach Erfurt, Weimar und Arnstadt. Archivrecherchen werden im Staatsarchiv Altenburg durchgeführt. Die heutigen Thüringer Kreise Altenburg und Schmölln, und die sich dort befindlichen Kinderheime, zählten damals zum Bezirk Leipzig. Im Archiv erhoffte sich das Projekt mehr Informationen über die Kinderheime in Altenburg („Sonnenland“ und „Freundschaft“) sowie über das Durchgangsheim „Buratino“ in Altenburg, dessen Angaben noch nicht sicher sind. Auch weitere Heime in Nobitz/ Klausa („Otto Engert“), Romschütz („Erich Mäder“) Mehna („Rosa Luxemburg“), Naundorf („Willi Graumüller“) und in Posterstein gilt es zu erschließen.
Die Website www.heimerziehungddr.info geht online und die edition H – Heimerziehung in der DDR in Selbstzeugnissen wird öffentlichkeitswirksamer. Mittlerweile sind 8 Bände in drei Reihen erschienen sowie weitere 4 Bände in Planung.
Mai 2023
„Fotoreisen“ zu Heimorten rund um Schmalkalden, Bad Langensalza, Gebesee, Eisenach, Schweina und Wilhelmsthal.
Die Recherchen im Kreis- und Stadtarchiv Schmalkalden werden abgeschlossen. Schriftverkehr der Abteilung Jugendhilfe mit anderen Fachabteilungen aus den 1960er-, 1970er- und 1980er-Jahren konnten eingesehen werden.
Recherchen im Kreisarchiv Schmalkalden-Meiningen in Meiningen ergeben Hinweise zum Kinderheim/ Hilfsschulheim Haina, zum Durchgangsheim Schmiedefeld und zu sonderpädagogischen Einrichtungen sowie zum Kinderheim Benshausen und Kinderheim Schweina.
Im Staatsarchiv Gotha finden sich vor allem Unterlagen zum Kinderheim Wilhelmsthal im DDR-Kreis Eisenach. Das Kinderheim Wilhelmsthal wurde zunächst als sogenannten Kinderdorf für Waisenkinder eingerichtet. Betrieben wurde es anfangs von der Volkssolidarität Thüringen.
Im Mai wurden zudem Zeitzeugeninterviews in Gotha und Friedrichswerth geführt.
Die Blackbox Heimerziehung macht am ehemaligen Jugendwerkhof Wolfersdorf Station und wird am 3. Mai 2023 eröffnet.
April 2023
„Fotoreisen“ führen den Projektbearbeiter zu Heimorten in Schmalkalden, Sonneberg, Föritz, Saalfeld, Schmiedefeld, Römhild, Nordhausen, Illfeld-Netzkater, Mühlhausen, Heiligenstadt, Leinefelde, Heiligenstadt, Altengottern, Rausdorf, Tröbnitz, Wolfersdorf, Hummelshain.
Archivrecherchen werden im Kreisarchiv Schleiz und im Stadt- und Kreisarchiv Schmalkalden durchgeführt.
In den Dokumenten der Abteilung Volksbildung/ Referat Jugendhilfe beim Rat des Kreises, die im Stadt- und Kreisarchiv Schmalkalden vorliegen, werden zahlreiche Heimorte genannt: Kinderheim Schweina, Kinderheim Steinbach-Hallenberg, Kinderheim „Hohe Tanne“ Mittelschmalkalden, Kinderheim Mellenbach, Jugendwerkhof Friedrichswerth, Kinderheim Zella-Mehlis, Kinderheim „Maxim Gorki“ Benshausen, Kinderheim / Hilfsschulheim Heldburg, Kinderheim Haina, Säuglingsheim Schleusingen („Hilde Koppi“), Kinderheim Marisfeld, Kinderheim / Vorschulkinderheim „Paul Hildebrandt“ Wernshausen, Hilfsschul-Kinderheim Unterschönau, Kinderheim Welgerstal, Kinderheim Sonneberg.
Ein Dokument, dass am 27. April 2023 im Stadt- und Kreisarchiv Schmalkalden eingesehen wurde, aber auch zahlreiche Hinweise zum Umgang mit behinderten Kindern und Jugendlichen in den anderen eingesehen Quellen der Jugendhilfe, lässt das Projekt über eine Erweiterung der Erfassung der Heimorte nachdenken. Künftig wollen wir in unserer Datenbank und Website-Kartenanwendung auch Einrichtungen des Gesundheitswesens, vor allem Stationen der Kinder- und Jugendpsychiatrie, Behinderteneinrichtungen mit Internatsunterbringung und Pflegeheime als Heimorte erfassen.
Im besagten Dokument vom 20. Februar 1973 im Stadt- und Kreisarchiv Schmalkalden äußert sich der Kreisarzt Dr. H. zur Förderung schulbildungsunfähiger, förderungsfähiger Kinder und Jugendlicher im Kreis Schmalkalden. Er schreibt von 423 psychisch geschädigten Kindern und Jugendlichen im Kreis Schmalkalden. Hiervon wären 42 förderungsfähig gewesen. 30 von ihnen könnten in einer Tagesstätte für schulbildungsunfähige, förderungsfähige Kinder und Jugendliche in der Krötengasse betreut werden (Stadt- und Kreisarchiv Schmalkalden, Rat des Kreises 02.00-161 – Protokolle der Sitzungen des Rates des Kreises Schmalkalden, Bl. 259v).
März 2023
Als wichtiger Teil der Dokumentation der Heimorte in Thüringen geht der Projektbearbeiter auf „Fotoreise“, parallel zu den Archivrecherchen. Hintergrund für diese fotografische Dokumentationsform ist, dass von ehemaligen Heimkindern zahlreiche Bilder zu „ihren“ Heimorten zugesandt wurden. Teilweise sind diese Heimorte abrissreif bzw. wurden komplett umgenutzt. Ziel der „Fotoreise“, die wir in den kommenden Monaten unternehmen, ist es, an die Heimorte zu erinnern und diese Erinnerung fotografisch zu sichern. Die Fotos werden auch in die Datenbank und damit in die Kartenanwendung auf der Website einfließen.
Der Artikel Mehr als bunte Punkte auf einer Karte. „Virtuelle Gedenkstätte – Orte der Heimerziehung 1945-1990“ ist in Heft 106 der Gerbergasse 18. Thüringer Vierteljahresschrift für Zeitgeschichte und Politik (Ausgabe 1/ 2023) erschienen. Darin beschreiben wir das Projekt und geben einen Einblick in die Arbeit mit ersten Ergebnissen, in den Vernetzungscharakter des Projektes und einen Ausblick in die zukünftigen Aufgaben. Die Zeitschrift kann für einen schmalen Taler über die Geschichtswerkstatt Jena e. V. erworben werden.
Die „Blackbox Heimerziehung“ in den Medien: Am 23. März 2023 erschien im Freien Wort Suhl/ Zella-Mehlis ein Artikel zur Ausstellung und zur Eröffnungsveranstaltung. Der Artikel kann als PDF-Datei PDF abgerufen werden.
Am 6. März 2023, um 17 Uhr fand im Kirchensaal der Veste Heldburg die Eröffnungsveranstaltung für die „Blackbox Heimerziehung“ statt. Die „Blackbox Heimerziehung“ ist ein mobiles Denkzeichen und bringt die Geschichte der repressiven Erziehung in den Spezialheimen der DDR zurück an die historischen Orte ehemaliger Umerziehungseinrichtungen. Die Veranstaltung wurde mit Grußworten des Bürgermeisters der Stadt Heldburg, Christopher Other, und des Thüringer Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Dr. Peter Wurschi, eröffnet. Einen historischen Überblick zur Geschichte des Kinderheimes in der Veste Heldburg gab Dr. Anke Geier, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Landesbeauftragten. Manfred May, unser Projektverantwortlicher, berichtete über Erfahrungen von Betroffenen, die im Kinderheim Heldburg repressiven Erziehungsmethoden und Gewalt ausgesetzt waren. Zum Schluss stellte Raphael Bergmann von der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof das Projekt „Blackbox Heimerziehung“ vor. Anschließend besichtigten die Teilnehmenden die Ausstellung am Fuß der Veste Heldburg.
Die „Blackbox Heimerziehung“ ist vom 10. März bis 2. April 2023 jeweils Freitag bis Sonntag von 12 bis 16 Uhr geöffnet. Standort: Parkplatz (Ecke Hildburghäuser Str./Burgstraße) unterhalb der Veste Heldburg. Der Eintritt ist frei. Schulklassen werden um vorherige Anmeldung unter info@jugendwerkhof-torgau.de oder telefonisch unter 03421 714203 gebeten.
Vom 2. bis 4. März 2023 fand die Geschichtsmesse der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur in Suhl statt. Wir waren vor Ort und haben uns informiert, unser Netzwerk weiter ausgebaut und viele tolle Projektvorstellungen verfolgt. Das Programm der 15. Geschichtsmesse und Impressionen können unter folgendem Link angesehen werden. Die „Blackbox Heimerziehung“, eine Ausstellung im umgebauten Seecontainer zur Erziehung in den Spezialheimen der DDR der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau konnte im Außenbereich des Tagungsortes Ringberghotel Suhl besichtigt werden.
Januar 2023
Am 19. Januar 2023, um 11 Uhr, findet im Besprechungsraum des Bürgerkomitees des Landes Thüringen e. V., Sommerauweg 27, 98544 Zella-Mehlis ein Pressegespräch zum Start der Website statt. Anmeldungen von Pressevertretern bitte unter der E-Mail-Adresse heimerziehung-thueringen@gmx.de.
Anfang Januar 2023 ist ein Flyer mit Informationen zum Projekt und zur Projekt-Website entstanden. Den Flyer können Sie hier als PDF abrufen.