Archiv 2022

Dezember 2022

Mitte Dezember 2022 erhält das Bürgerkomitee des Landes Thüringen e. V. den Bewilligungsbescheid über die Zuwendung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur für die Fortführung des Projektes „Virtuelle Gedenkstätte: Orte der Heimerziehung in Thüringen 1945-1990“ im Jahr 2023. Mit den Fördermitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und Eigenmitteln des Bürgerkomitees des Landes Thüringen e. V. werden die Archivrecherchen in Thüringen fortgeführt, weitere Zeitzeugeninterviews mit DDR-Heimkinder und Erziehern geführt, die Datenbank weiter mit Daten zu den Heimorten gefüllt und die Vernetzung mit anderen Projekten und Öffentlichkeitsarbeit zum Projekt intensiviert.

Die Projektmitarbeiter danken der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und dem Bürgerkomitee des Landes Thüringen e. V. für die Unterstützung und für das entgegengebrachte Vertrauen in das Projekt.

Ebenfalls Mitte Dezember 2022 finden Archivbesuche im Kreisarchiv Hildburghausen statt: Es werden u. a. Akten des Rates des Kreises zum Kinderheim Veste Heldburg gesichtet. Eine Quelle aus dem Jahr 1970 gibt Informationen zu den Erziehern des Kinderheims Veste Heldburg und ihrer Ausbildung. Von 15 erwähnten Erziehern hatten zu diesem Zeitpunkt sechs keine pädagogische Ausbildung.

Beim Aktenlesen finden sich auch Hinweise auf acht Heimschulen im Jahr 1952 in Thüringen, in denen „sinnesschwache“ Schüler unterrichtet werden. Zudem wurden Hinweise auf ein Kindererholungsheim der Reichsbahn in Neuhaus-Schierschnitz und auf ein Durchgangsheim in Stadtroda gefunden. Diese beiden Orte sind noch nicht in der Datenbank erfasst. Ebenfalls in den Akten finden sich Informationen zur Umbenennung des Jugendwerkhofes Römhild und Angaben zu weiteren Heimen in Thüringen.

Immer wieder finden sich auch Hinweise auf das Thema des sogenannten DDR-Verrats oder der sogenannten Republikflucht von Kindern und Jugendlichen aus dem Kreis Hildburghausen (1969 8 Fälle, 1970 4 Fälle), darunter auch von Kindern im Kinderheim Veste Heldburg.

November 2022

Auf der (noch nicht veröffentlichten) Website wird das Bildungs- und Forschungsprojekt DENKOrte „Vor Ort zum DENKOrt – Thüringer Orte der Repression, Opposition und Zivilcourage in der DDR“ des Thüringer Archivs für Zeitgeschichte „Mathias Domaschk“ und der Thüringer Staatskanzlei verlinkt. Seit 2019 stehen wir mit dem DENKOrte-Projekt in engem Austausch. Erster Projektverantwortlicher war Manuel Leppert, seit 2020 ist die Historikerin Stefanie Falkenberg für das Projekt DENKOrte verantwortlich.

August 2022

Mitte August 2022 reichen wir einen Förderantrag für die Fortführung des Dokumentationsvorhaben bei der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur ein. Das Bürgerkomitee des Landes Thüringen e. V., Freunde und Unterstützer des Projektes und wir (die Projektbearbeiter) drücken die Daumen für einen positiven Bescheid. Im Dezember 2022 wissen wir mehr.

Juni 2022

Am 2. Juni 2022 wird der DENKOrt Durchgangsheim Schmiedefeld eröffnet. Von 1974-1987 befand sich hier das Durchgangsheim der Jugendhilfe für den Bezirk Suhl. Etwa 1500 Kinder und Jugendliche waren dort zwischen einem Tag und mehreren Monaten untergebracht. Sie lebten zum Teil Monate lange Abgeschlossenheit und Ungewissheit über die eigene Zukunft.

An der Einweihung einer Markierungstafel nahmen zahlreiche Zeitzeugen und u. a. die Staatssekretärin für Kultur in der Thüringer Staatskanzlei Tina Beer, der Thüringer Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Dr. Peter Wurschi, die Projektmitarbeiterin bei DENKOrte, Stefanie Falkenberg teil.  Manfred May, der sich seit vielen Jahren für den Erhalt des Ortes einsetzt und zahlreiche Veröffentlichungen zum Durchgangsheim Schmiedefeld herausgegeben hat, sprach bei der Eröffnung.

Mai 2022

Die ehrenamtlichen Projektmitarbeiter Manfred May und Monika Aschenbach schreiben an einem Folgeantrag für die Förderung des Projektes im Jahr 2023. Manfred May berichtet über seine Recherchen, u. a. zum Kinderheim Wilhelmsthal („Kinderdorf“ Wilhelmsthal) im Kreis Eisenach.

Am 5. Mai 2022 wird der Erinnerungsort Jugendwerkhof Wolfersdorf im Jugendhilfezentrum WENDEPUNKT e. V. Wolfersdorf eingeweiht. Seit 2004 ist der WENDEPUNKT e.V. Träger einer Jugendhilfeeinrichtung in Wolfersdorf. Das Gelände und die Gebäude gehörten von 1955 – 1989 zum im benachbarten Schloss untergebrachten Jugendwerkhof „Neues Leben”, einer Einrichtung der Spezialheime der Jugendhilfe in der DDR. In einem ehemaligen Werkstattgebäude wurde nun ein kleiner „Erinnerungsort“ mit einer Dauerausstellung geschaffen. Zur Einweihung kamen zahlreiche Zeitzeugen, der Thüringer Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, das Projekt DENKOrte und das Heimorte-Projekt. Der Historiker David Schmidt stellte seine Archivrecherchen zum Jugendwerkhof „Neues Leben“ Wolfersdorf vor. Diese Recherchen sind auch in einer Begleitbroschüre zur Ausstellung nachlesbar. Über diesen Link können Sie die Broschüre abrufen.

April 2022

Im April 2022 wird der Abschlussbericht zur Projektförderung 2020-2021 beim Fördermittelgeber Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur eingereicht. Das Projektresümee für 2020/2021 lässt sich kurz wie folgt beschreiben: „Das Projekt reagiert auf die Tatsache, dass trotz verstärkter Medienpräsenz des Themas Heimerziehung in der DDR/Tätigkeit der DDR-Jugendhilfe keine in die Flächen wirkende Erinnerungsarbeit stattgefunden hat. […] Die Virtuelle Gedenkstätte sollte es ermöglichen, Heimorte der DDR im heutigen Thüringen zu identifizieren. […] Entscheidenden Einfluss auf den Verlauf des Projektes hatte die Corona-Pandemie. Diese schränkte sowohl die Möglichkeit von Veranstaltungen, als auch Recherchen in Archiven und Interviews mit Zeitzeugen (ehemalige Heimkinder, Erzieherinnen und Erzieher) über viele Monate ganz erheblich ein. In keinem dieser Arbeitspunkte war es angeraten, einen Ersatz durch online-Formate vorzunehmen. Wir konnten auf temporäre Lockerungen zeitnah reagieren und wenigstens versuchen, den Rückstand in bestimmten Grenzen zu kompensieren.“ (Auszüge aus dem Sachbericht zum Projekt).

März 2022

Unser Projektmitarbeiter Manfred May erhält das Bundesverdienstkreuz! Manfred Mays Unterstützung für DDR-Heimkinder und sein Engagement für die Gedenkstätte Andreasstraße waren ausschlaggebend für diese Ehrung. Ein Auszug aus der Ehrung, die stellvertretend für den Bundespräsidenten die Thüringer Staatskanzlei vornahm: „Manfred May aus Benshausen wird für seine Verdienste bei der Aufarbeitung des DDR-Unrechts und insbesondere bei dem sensiblen Thema der DDR-Heimerziehung mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland gewürdigt. Der studierte Mathematiker und freischaffende Künstler hat sich in den vergangenen 32 Jahren sowohl beruflich als auch ehrenamtlich für die Aufarbeitung des Schicksals politisch Verfolgter eingesetzt. Seine persönlichen Erfahrungen mit den Betroffenen sind auf Ebene des Bundes und der ostdeutschen Länder entscheidend in den Aufarbeitungsprozess eingeflossen. Als Mitarbeiter und Leiter verschiedener Thüringer Gesprächs- und Beratungsinitiativen für ehemalige DDR-Heimkinder, vor allem aber als Zuhörer und Vermittler hat sich Manfred May mit Glaubwürdigkeit und unermüdlichem Einsatz für die Belange von Betroffenen eingesetzt und sich dabei stets als Fürsprecher der DDR-Heimkinder verstanden. Er hat mit zahlreichen Ausstellungen, Schülerprojekten und Publikationen dafür gesorgt, dass persönliche Schicksale nicht in Vergessenheit geraten. Durch seine Beharrlichkeit wurde das Thema der DDR-Heimerziehung aktuell und präsent gehalten und die Gesellschaft für das Geschehene sensibilisiert. […]“